Auf in die Fußgängerzone!
Nach 1,5 Jahren ziehe ich mit dem Geschäft in neue Räumlichkeiten. Mitte/Ende September wird das Geschäft in die Schützenstraße 3-4 (Braunschweig) ziehen.
Ende Juli wurde der Vertrag unterzeichnet. Jetzt heißt es erstmal renovieren. Das genaue Start-Datum wird zeitnah verkündet.
Ich bin aber auch ehrlich… Der Umzug ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Wenn ich so zurückblicke, denke ich mir: Wahnsinn. Was ist bitte alles passiert? Niemals hätte ich mir das ausgemalt. Bereits 2019 hatte ich mir Gedanken gemacht, etwas in die grüne Richtung machen zu wollen.
Manche von euch verfolgen mich schon von Anfang an als ich 2020 noch in Teilzeit gearbeitet und nebenbei am Onlineshop gewerkelt habe. Im Februar 2021 kam der Laden dazu. Das Ganze lief immer noch im Nebenerwerb. Meine Zeit und Erspartes flossen rein. Im Januar diesen Jahres habe ich mich dann gewagt. Ummeldung zum Hauptgewerbe. Der Gründungszuschuss vom Arbeitsamt wurde genehmigt.
Existenzängste, Sorgen, Zweifel. Alles da. Manchmal sehr stark, manchmal gar nicht. Freunde kamen, Freunde gingen.
Aber es hat sich alles gelohnt.
Ich habe wertvolle (Business)Freundschaften knüpfen dürfen, durfte Workshops in öffentlichen Einrichtungen geben und Kunden dabei helfen, ihre Balkone zu begrünen.
Ich freue mich auf den neuen Abschnitt, blicke aber auch mit einem lachenden und weinenden Auge zurück. Es gab viele Momente in denen ich einfach aufhören wollte. Und das wäre wohl auch okay gewesen.
Meine Erkenntnis aus dem Prozess: es braucht gute und liebe Menschen im nahen Umfeld, um aus solchen Tiefpunkten rauszukommen. Freunde, die deine Arbeit sehen, dir das zurückspiegeln und Mut zusprechen. Freunde, die vielleicht kritisch deiner Idee gegenüber stehen, aber trotzdem mit dir in der Arena stehen und ihre Hilfe anbieten oder einfach deine Arbeit zelebrieren. Klingt irgendwie wie Selbstbeweihräucherung, aber als Solo-Selbständige braucht man diese "Crowd". Ein Netz, ein Rückgrat, der einen auffängt.
Abschließend noch ein paar Fotos aus nostalgischen Zwecken.
Die Produkte lagerten anfangs (2020) in meinem Keller
Die Voranzucht
Meine Oma zieht jedes Jahr nur drei Sorten vor: grüne, lange türkische Paprika, die sogenannte Charleston Paprika sowie Chili und Tomaten. Die Sorten stammen alle aus der Türkei, die sie vor einigen Jahren hergebracht hat und jedes Jahr aus eigenem Saatgut wieder anbaut. Welche Sorten es genau sind kann ich noch nicht sagen, aber ich bin dabei sie ausfindig zu machen. Mein Traum ist es, eine eigene Box mit türkischem Saatgut zu kreieren. Aber gut, zurück zum Thema: Ende Februar sät sie die Paprika und Chili auf ihrer Fensterbank aus. Danach folgen Mitte März die Tomaten. Ich habe hierzu auch ein kurzes Video gedreht. Das findet ihr als IGTV oder auf Youtube:
Alles weitere sät sie im Mai direkt in den Garten aus. Direkt ausgesäte Samen wachsen viel kräftiger und ertragreicher, sagt sie.
Omas Garten-Minimalismus
Aus dem Video wird sehr deutlich, mit welchem Pragmatismus meine Oma alles angeht. Sie nutzt keine Quelltöpfe, Anzuchttöpfe oder eine fancy Erdballenpresse (dieses Jahr gefühlt der Star auf allen Insta Garten-Accounts 😅). Nein – sie füllt ihre Balkonkästen mit Anzuchterde, streut ihre Samen wild aus und beschriftet sie nicht einmal.
Das Ganze sieht zugegeben etwas planlos aus, aber was ziemlich großartig bei dieser Anbaumethode ist, dass auf natürliche Weise eine Selektion stattfindet! Starke und schwache Pflanzen kristallisieren sich mit der Zeit gut heraus, denn jede Pflanze kämpft um jeden Zentimeter im Kasten. Bis Mitte Mai bleiben die Pflänzchen nämlich im Kasten.
Was ebenfalls positiv ist, dass durch diese Anbauart sehr wenig Müll erzeugt wird, denn die Balkonkästen können natürlich jedes Jahr wiederverwendet werden. Deswegen nenne ich es auch Omas Garten-Minimalismus.
Pikieren und aussetzen
Oh je, denkt ihr euch, wie soll man die denn später vereinzeln? Ja, genau das habe ich auch gedacht, aber das war kein Problem. Der komplette Erdballen wird langsam aus dem Balkonkasten herausgezogen. Dabei legt ihn meine Oma flach auf den Boden, klopft einige Male auf den Kasten und schon lässt sich der Inhalt ganz leicht herausziehen. Dann drückt sie sanft mit den Händen in den Erdballen ein und entnimmt die einzelnen Pflänzchen.
Bei den Paprikas hat sie es allerdings anders gemacht – die hat sie mit der Hand direkt aus dem Kasten gezogen. Da war ich ziemlich überrascht, dass das funktionierte. Tomaten und Paprika sind aber in der Lage auch am Stamm Wurzeln auszubilden, daher ist es nicht schlimm, wenn ein paar Setzlinge abknicken. Paprika und Tomaten setzt man dann bis zum ersten Blattpaar in die Erde.
Nach dem Pikieren werden die Löcher in der Erde vorbereitet. Das macht meine Oma mit einem alten, gebogenen Pflanzholz, den sie ebenfalls aus der Türkei mitgebracht hat. Sie gießt etwas Wasser ein und setzt den Setzling in das vorbereitete Pflanzloch. Dabei drückt sie die Wurzeln nochmal mit dem Pflanzholz an, damit diese schön im Boden haften bleiben. Der Matsch fungiert quasi wie ein Kleber.
Ich kann euch sagen, dass ich mega kaputt war danach 😅 Doch am Ende des Tages war ich super happy! Habt ihr noch Großeltern, die gärtnern und was habt ihr von ihnen mitgenommen?
Das hat folgende Vorteile:
Die Samen werden dann einfach in einer Schale oder einzeln in Töpfchen in torffreie Anzuchterde ausgesät und verbleiben bis zu den letzten Frosttagen drinnen auf der Fensterbank. Oder in eurem Regal mit Pflanzlicht.
Eine Vielzahl an Pflanzen braucht aber keine Voranzucht. Bei Wurzelgemüse wie Radieschen, Karotten oder Rote Beete macht es keinen Sinn. Denn die wollen direkt in die Tiefe gehen... Genauso bei Erbsen, Salate und Kräuter. Sie wachsen schnell genug, dass sie keinen Vorlauf brauchen. Richtet euch dabei einfach an die Aussaatzeiten auf den Tütchen. Und beobachtet gleichzeitig die Wetterlage.
Und es muss nicht bedeuten, dass du keine Tomaten mehr bekommst, nur weil du die Vorzuchtszeit verpasst hast. Es gibt zu viele Faktoren, die wir nicht kontrollieren können. Wind, Sonne, Regen... generell der Klimawandel. Oder kaufe dir vorgezogene Pflänzchen bei deiner Gärtnerei vor Ort oder auf dem Markt, wenn du spät dran bist. Ansonsten probiere einfach aus und lerne! Säe die Samen nach den letzten Frosttagen direkt aus und schau was passiert :)
Außerdem sind die Pflanze der Direktaussaaten immer widerstandsfähiger als ihre vorgezogenen Freunde.
Was sind eure Erfahrungen, besonders beim Anbau in der Stadt? Denn gerade in den Städten haben wir durch die Wärmeglocke eine verlängerte Saison.
Ich habe meinen Bokashi gestern nach knapp 4 Monaten nun entleert. Der Geruch war schon intensiv, aber ich finde, man kann es aushalten. Wer schonmal Jauchen gerochen hat, weiß, dass es schlimmer geht! 😂 Und hey, wir riechen nicht besser, wenn wir verdauen 😂
Was bedeutet jetzt „eine Grundlage für den Kompost“?
Der Bokashi muss mindestens für 2 Wochen im Eimer verschlossen bleiben, sobald er voll ist. Danach schmeißt man den Inhalt oder diesen „Bokashi-Kuchen“ auf seinen Kompost für die weitere Zersetzung. Da braucht es auch nochmal 2 Wochen (lieber etwas länger). Ich habe auch gelesen, dass der Bokashi direkt in die Beete verbuddelt werden kann. Aber auch dann muss man mindestens 2 Wochen warten bevor die ersten Pflänzchen eingesetzt werden können. Der Grund ist nämlich, dass der Bokashi sehr sauer ist. Würde man direkt Pflanzen einsetzen, würden diese verbrennen und eingehen.
Ich habe den Inhalt zusammen mit meiner alten Erde aus den Blumenkästen in einem großen Eimer geschichtet. Nach meinen Recherchen ist das wohl auch möglich. Der bleibt bis Mai so und ich hoffe, dass sich alles bis dahin noch mehr zersetzt hat. Dann werde ich die Erde in meine Töpfe geben und es kann losgehen mit gärtnern in der Wohnung 😊
Ich habe das Ganze mal gefilmt und erkläre am Ende auch nochmal kurz, wie der Bokashi funktioniert.
Auf dem Markt gibt es übrigens auch Bokashis, die mit einer EM-Sprühlösung angeboten werden. Das Prinzip bleibt aber gleich: die Effektiven Mikroorganismen sind für die Verrottung wichtig und auch für die Geruchsreduzierung. Bei mir im Shop gibt es den Bokashi im Set mit 1 kg Streumittel dazu.
Mich würde sehr interessieren, was ihr so für Tipps und Erfahrungen habt. Schreibt es mir doch gerne!
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Auch alte Erde vom Vorjahr kann verwendet werden. Diese sollte aber vorher im Backofen für eine Stunde bei 90 Grad sterilisiert werden. Alternativ kannst du Kokos-Quelltabs verwenden. Die Kokosfasern sind ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Kokosfasermatten, Kokosmilch, Seilen und Teppichen. Mit Wasser aufgegossen, quellen die Tabs auf und die Saat kann dann in die Kuhle gegeben werden.
An sich gefällt mir die Idee, dass ein Abfallprodukt recycelt wird, aber auf der anderen Seite sehe ich den langen Transport kritisch. Kokosnüsse wachsen ja schließlich nicht hier. Ich bin tatsächlich überrascht, dass es anscheinend keine Alternativen hier im europäischen Raum gibt. Oder kennt ihr weitere gute Alternativen? Lasst es mich unten gerne wissen.
Die Setzlinge werden nach den Eisheiligen nach draußen gesetzt und da könnt ihr normale torffreie Erde benutzen. Hierzu kommt demnächst aber auch noch ein Beitrag. :) Was es übrigens mit Torf auf sich hat, erzähle ich in der aller ersten Ansaat Podcastfolge zusammen mit Enrico von der Agentur Hyperebene.
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Ich möchte hier gar nicht so viel pathethisches Blabla von mir geben, aber das möchte ich doch loswerden: im Leben hätte ich nicht gedacht, dass ich mich mal wage etwas komplett Neues zu starten. Obwohl ANNES GARTEN nur ein Nebenprojekt ist, fühlt es sich irgendwie riesig an. In den letzten Monaten habe ich halt in meiner Freizeit entweder am Shop gearbeitet oder Gartenbücher gelesen. Fun fact: Ich habe nicht mal einen Garten.
Ich habe kein fancy Produkt erfunden und werde mit dem Shop auch nicht die Welt retten. Naja. Schon ein bisschen. :) Aber nach 4 Jahren Arbeitsdepression im Hauptjob, fühlt es sich einfach nur gut an.
Was ich durch die Zeit für mich wirklich verstanden habe ist: man kann oder sollte nicht ignorieren, was die treibende Intentionalität in einem ist. Zu verstehen, was es eigentlich ist, das einem dazu bringt, die Lust an der Arbeit oder am Leben zu verlieren. Das man so handelt wie man handelt. Das man sich unterbewusst die Frage stellt: was machst du eigentlich hier? Für was gibst du deine Zeit her, die du nie wieder bekommst?
Ich kann kein wirkliches Rezept dafür geben. Mit purem „in sich hineinhorchen“, beten, meditieren oder Yoga war es bei mir nicht getan. Das hilft mir, um für eine Weile zur Ruhe zu kommen.
Was ich aber zu 100% weiß ist, dass die verschiedensten Menschen in meinem Umfeld, kurze als auch lange Begegnungen, enorm viel beigetragen haben um dem Kern näher zu kommen. Wie ein riesiges Puzzle. Ein Garten blüht eben nur in seiner Gesamtheit auf, wenn er auch eine entsprechende Vielfalt in sich trägt. #Permakultur.
Schreibt mir euer Feedback und freut euch auf weitere tolle Labels, die nach und nach in den Shop einziehen werden. Die Ideenliste ist lang und ich hoffe mit euch gemeinsam den Shop Stück für Stück aufzubauen.
Bis dahin: Lasset die Balkone erblühen!